Tonys, Flowers, Rotis...



Liebe Leser,

heute werde ich euch meine ersten Eindrücke zum einen über die Arbeit der Class of Hope und zum anderen über das Leben in Sri Lanka schildern.


Zunächst möchte ich mich aber kurz vorstellen:

Mein Name ist Anne, ich bin 25 Jahre alt und studiere derzeit Lehramt an der Universität Regensburg. Vor einem Jahr wurde ich durch Plakate an der Uni auf INGEAR aufmerksam, woraufhin ich die Internetseite besuchte und auf die Class of Hope gestoßen bin.
Die Idee Menschen mit Behinderung dabei zu helfen ihre Träume von einem selbstbestimmten, integrierten Leben verwirklichen zu können, weckte von Anfang an ein großes Interesse in mir. Es dauerte nicht lange und ich nahm Kontakt mit Christoph Schmidtke auf. Er stand mir hilfsbereit zur Seite, beantwortete alle meine Fragen und der Bewerbung stand nichts mehr im Weg. Nach kurzer Zeit bekam ich die Zusage und zählte die Tage bis es endlich soweit war in ein neues Land, eine andere Kultur und eine völlig andere Lebensweise aufbrechen zu können.


Und nun bin ich hier:)
Sitze in meinem Bett, höre dem Gesangsverein der Grillen beim Zirpen und nachtaktiven Vögeln beim Zwitschern zu. Über mir ein großes Moskitonetz, neben mir eine Tasse schwarzer Tee und vor mir ein schöner Balkon mit Blick auf einen Mango-, Starfruit- und Kingcoconutbaum.
Ich bin nun seit fünf Tagen hier in Akmeemana, dem Wohnort meiner Gastfamilie, und fühle mich sehr wohl. Die Familie besteht aus Premadasa, dem Papa, Dhammika, der Mama, und den beiden Töchtern, Tilini und Taraka sowie Tarakas Baby. Ebenso gehören ahkkaah (auf deutsch: Schwester), die eine Freundin der Familie ist und auch hier wohnt, sowie Tony, der Hund der Familie (fast alle Hunde hier heißen entweder Tony oder Lucky), und eine Katze dazu. Die Eltern der Familie sind beide Lehrer. Dhammika ist die Direktorin der Class of Hope und zudem eine sehr, sehr gute Köchin:) 
Die Familie hat mich von Anfang an sehr herzlich aufgenommen und schon jetzt habe ich das Gefühl ein Teil davon zu sein ohne dabei auch nur ein bisschen zu übertreiben. Alle sprechen gut Englisch und ermöglichen es mir einen tiefen Einblick in das Leben einer singhalesischen Familie zu bekommen. Es wird singhalesisch gekocht, sehr viel geredet und auch zu Ausflügen werde ich mitgenommen. Heute waren wir z.B. bei einer Schülerin der Class of Hope, die uns zu ihrem Geburtstag eingeladen hat. Dort war die ganze Familie (mit ganz meine ich neben Mama, Papa und Geschwistern, auch Tanten, Onkels, Oma, Nachbarn,..) versammelt, es wurde groß aufgekocht und alle waren sehr daran interessiert, wie ich lebe, was ich mache und viele Fotos zu machen:)
Es war ein sehr schöner Nachmittag, der mit einer aufregenden, rasanten Busfahrt Richtung Akmeemana endete. Die Busfahrten hier in Sri Lanka sind jeden Tag aufs Neue ein großes Abenteuer. Zum einen dröhnt immer singhalesische Musik auf voller Lautstärke aus den Boxen, sodass man oft sein eigenes Wort nicht versteht. Zum anderen hätten die Busfahrer in Deutschland bei dieser rasanten Fahrweise alle keinen Führerschein mehr..
Auch morgen wird es einen kleinen Ausflug geben. Es ist Vollmond. Das bedeutet für die Buddhisten, dass ein Feiertag ist, ein Tempel besucht, Vorträgen gelauscht und zum Teil meditiert wird. Ganz fromme Buddhisten fasten ab Mittag und meiden Vergnügen jeglicher Art. Für mich bedeutet das, dass ich morgen mit meiner Gastfamilie zu einer Freundin der Familie gehe, dort zusammen gekocht und Blumen für die spätere Opfergabe am Tempel ausgesucht werden. Auf die Rituale im Tempel bin ich schon sehr gespannt und werde davon in meinem nächsten Eintrag genauer berichten.


Bisher war ich am Donnerstag und Freitag in der Class of Hope. Sie befindet sich in Magalle, einem mit dem Bus von Akmeemana ca. 30minütig entfernten Ort. An meinem ersten Tag wurde ich sehr herzlich mit Blumen in Empfang genommen. Nach einer kleinen Geschenkübergabe meinerseits, wurde ein Plakat mit Handabdrücken gestaltet. Die Idee mit den Handabdrücken empfand ich als eine tolle Geste der Zusammengehörigkeit, da auch meine Hand ein Platz auf dem Plakat fand und ich somit in die Klasse aufgenommen wurde. Danach zeigten mir Dhammika und die anderen Lehrerinnen ihren Stundenplan/Timetable, nach dem sie die einzelnen Tage und Unterrichtsstunden richten. Darunter fallen beispielsweise der Computerunterricht, Mathematik, Handarbeit, Malen, Singen, Tanzen, Englischunterricht und lebenspraktische Aktivitäten, wie z.B. einkaufen, kochen, Busfahren etc. Eine der lebenspraktischen Aktivtitäten haben wir auch gleich am Freitag in die Tat umgesetzt. Zusammen ging es zu Fuß zu dem nächstgelegenen Geschäft und es wurden alle Zutaten für das bevorstehende Kochen von Rotis besorgt.
Roti besteht aus einem Art Pfannkuchenteig (Mehl, Kokosnussflocken, Salz, Butter) und kann entweder süß, etwa mit Bananen oder Kokosmilch gefüllt, oder als „Kothu Roti“ scharf mit einer Gemüse und/oder Fleischfüllung gegessen werden. Die Schüler hatten bei der Zubereitung sichtlich Spaß und verzehrten ihre Rotis mit vollem Genuss. Auch ich habe nun ein neues Lieblingsgericht:)
Am Dienstag geht es wieder weiter in der Class of Hope und in Absprache mit Dhammika werden wir Stofftaschen, die ich aus Deutschland mitgebracht habe, bemalen und uns mit den mitgebrachten Handpuppen an das Üben der englischen Sprache machen. Die meisten Schüler sprechen kaum bzw. gar kein Englisch. Für mich bedeutet das, dass ich mir dann nach der Unterrichtszeit in der Class of Hope ein paar Wörter auf Sinhala aneignen werde.. :)

In diesem Sinne: Aahyubohwahn sahhah pahsseh!
Anne


P.S.: Mein Vorgänger, David, hat sich bereits schon die Mühe gemacht alle Schüler der Class of Hope mit Foto vorzustellen. Wer Interesse hat, kann folgenden Link folgen und sich ein Bild machen.



Bilder

Begrüßung in der Class of Hope

Zubereitung der Rotis
Gastfamilie


Zubereitung von Stringhoppers in der Küche der Gastfamilie



Ausblick auf das Nachbargrundstück









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